Kunstmuseum Basel - Museum für Gegenwartskunst - Sammlung Online

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Die Anbetung der Könige
  • Die Anbetung der Könige, um 1492/94
Adoration of the Magi
L'adoration des mages
  • Mischtechnik auf Tannenholz
  • 75.5 x 169.5 cm | 85.5 x 179 x 7.5 cm
  • Nicht bezeichnet
  • Kunstmuseum Basel, Museum Faesch 1823
  • Inv. 555
Die Tafel soll, obgleich im Inventar C von 1772 nicht nachweisbar, aus dem Museum Faesch stammen; sie wird von alters her nach Basel lokalisiert. Paul Ganz erkannte 1924 den engen kompositorischen Zusammenhang mit einer Serie von Zeichnungen auf Holzstöcken für eine illustrierte Terenz-Ausgabe im Kupferstichkabinett des Kunstmuseums Basel (Inv. Z.425–Z.556) und schrieb das Gemälde dem "Meister der Terenz-Illustrationen" zu. Obwohl die Zuschreibung des Zeichnungszyklus an den jungen Dürer immer wieder diskutiert wurde, wurde die Tafel mit der Königsanbetung aus der Debatte weitgehend ausgeklammert. Erst 1971 schrieben Fedja Anzelewsky und Martin Gosebruch unabhängig voneinander das Gemälde Dürer zu. Zwar ernteten sie damit durchaus Widerspruch, etwa von seiten Dieter Kuhrmanns 1973, der Qualitätsmängel geltend machte. Doch muss man unbedingt mit Dieter Koepplin (1999) festhalten: "Die Basler 'Anbetung der Könige' ist jedenfalls nicht irgendein Schulwerk der zweiten oder dritten Garnitur, sondern ein Stück von aussergewöhnlicher Qualität und packend gestaltet, an einigen Stellen mit einer gewissen Frechheit gemalt." Wie sehr diese Bemerkung zutrifft, wird besonders dann deutlich, wenn man selbst qualitätvolle ungefähr gleichzeitig entstandene Werke der Schongauer-Nachfolge am Oberrhein heranzieht wie etwa den Altar in Bühl b. Guebwiller.
Jüngst (Ausst.-Kat. Nürnberg 2012) ist zu Recht darauf hingewiesen worden, dass die Unterzeichnung von Inv. 555 sich fundamental von allen bekannt gewordenen Bildanlagen Dürers unterscheidet. Die Vertreter einer Dürer-Zuschreibung gehen aber von der Hypothese aus, der junge Künstler habe sich auf seiner Gesellenwanderschaft um 1492/94 in Basel (und eventuell auch andernorts am Oberrhein) für Gelegenheitsarbeiten verdingt. Dass die Vorzeichnung dabei von einem anderen Künstler als dem ausführenden Maler, etwa vom Meister der betreffenden Werkstatt stammt, ist mit diesem Szenario leicht in Einklang zu bringen. Der Umstand, dass die Malerei der Königsanbetung der Unterzeichnung nicht sklavisch folgt, passt ebenfalls bestens in ein solches Bild. Den auch in Nürnberg wiederholten Vorwurf mangelnder Sorgfalt hat Koepplin 1999 bereits entkräftet. Die Zuschreibungs-Frage muss daher nach wie vor als nicht abschliessend beantwortet gelten.
Aufgrund des extremen Querformats ist bei der Tafel hinsichtlich ihrer Funktion an die Predella eines Altarretabels gedacht worden. Ein etwas provinzielles Beispiel einer solchen, ganz ähnlich komponierten Predellenszene bietet der Altar aus Teutschendorf im Berliner Bode-Museum (Skulpturengalerie, Inv. 7711, freundlicher Hinweis von Bernd Lindemann).
Literatur- Martin Gosebruch: Ein Bild aus Dürers Basler Zeit, in: Neue Zürcher Zeitung Nr. 328, 18.7.1971, S. 39

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel. Catalog der Gemälde, Handzeichnungen und plastischen Werke, Basel: Schweighauser, 1898, S. 52, Nr. 98

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel, Katalog, Basel: Birkhäuser, 1908, S. 125, Nr. 555

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 3. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1910, S. 127

- Paul Ganz: Die Malerei der Frührenaissance in der Schweiz, Zürich, 1924, S. 88f, Abb. Tf. 44

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 4. überarb. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1926, S. 108

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog 1946, Basel: Öffentliche Kunstsammlung, 1946, S. 53

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog. 1. Teil. Die Kunst bis 1800. Sämtliche ausgestellten Werke, Basel, 1957, S. 35, Abb. S. 35

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog. 1. Teil. Die Kunst bis 1800. Sämtliche ausgestellten Werke, Basel, 1966, S. 29, Abb. S. 29

- Fedja Anzelewsky: Albrecht Dürer. Das malerische Werk, Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 1971, S. 20, 115f, Nr. 6

- Dieter Kuhrmann: Rezension von: Fedja Anzelewsky, Albrecht Dürer. Das malerische Werk, in: Kunstchronik 26, 1973, S. 289–313, S. 295

- Peter Strieder: Dürer, Königstein im Taunus: Langewiesche, 1981, S. 288, 382, Abb. 380

- Fedja Anzelewsky: Albrecht Dürer. Das malerische Werk, Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2. Aufl., 1991, S. 18, 121f, Nr. 6

- Frühwerke, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, Kupferstichkabinett, 6. März – 9. Mai 1999, mit Beiträgen von Dieter Koepplin, Basel: Kunstmuseum, 1999, S. 37, Nr. 1

- Remigius Sebastian Faesch und André Salvisberg: Das Museum Faesch. Eine Basler Kunst- und Raritätensammlung aus dem 17. Jahrhundert, Basel: Christoph Merian, 2005, S. 60, Nr. 26

- Der frühe Dürer, Ausst.-Kat. Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, 24. Mai – 2. Sept. 2012, Hrsg. Daniel Hess und Thomas Eser, Nürnberg: GNM, 2012, S. 192, Abb. 16 und 17

- Peter Strieder: Dürer, Königstein im Taunus: Langewiesche. 3. Aufl., 2012, S. 288, 382, Abb. 382

- Archäologie des Heils. Das Christusbild im 15. und 16. Jahrhundert, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 10. Sept. 2016 – 8. Jan. 2017, mit Beiträgen von Bodo Brinkmann, Katharina Georgi und Andreas Rüfenacht, Lindenberg i. Allgäu: Kunstverlag Josef Fink, 2016, S. 73, 177, Abb. 73

- Dieter Koepplin: Frühwerke unter sich. Zu einer Ausstellung im Kunstmuseum Basel, in: Basler Magazin. Wochenend-Beilage der Basler Zeitung 73, Nr. 12, 27.3.1999, S. 4f