Kunstmuseum Basel - Museum für Gegenwartskunst - Sammlung Online

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Das Urteil des Paris
  • Das Urteil des Paris, um 1517/18
The Judgement of Paris
Le jugement de Pâris
  • Ungefirnisste Mischtechnik auf Leinwand (Tüchleinmalerei)
  • 223 x 160 cm
  • Nicht bezeichnet. Die Figuren durch ausführliche Beischriften gekennzeichnet, über der linken Göttin: IVNO EIN GÖTTIN DER VBERWINDUNG INN. STRITS; im Kopfputz der Venus: FENVS (zweimal); auf dem Apfel in ihrer Hand: EN DIESER OP [=DIESER OP(fel der schönst)EN]; über dem sitzenden Paris: PARIS•VON •TROY• DER•TORECHT (in Gold und Silber); über dem geflügelten Knaben: CVPIDO
  • Kunstmuseum Basel, Amerbach-Kabinett 1662
  • Inv. 422
Das grösste Werk Niklaus Manuels mit der Darstellung des Paris-Urteils ist vermutlich identisch mit einem der drei als "Vf tuch vnvfZogen mit Waßerfarben" bezeichneten Gemälde, die bereits im ersten, 1578 verfassten Inventar des Basilius Amerbach Erwähnung finden (vgl. Landolt 1991, S. 124, 126, Sp. 2, Z. 46, siehe auch unsere Inv. 421 und 423).
Sowohl die Technik der dünn aufgetragenen Tüchleinmalerei, die dem Ganzen eine stark textile Wirkung verleiht, als auch das antike Sujet lassen vermuten, dass die Szene ursprünglich als grossflächiger Wandbehang konzipiert war. Auftraggeber dürfte das Berner Ehepaar Bendicht Brunner (gest. vor Ostern 1521) und Margareta von Schwanden gewesen sein, deren Wappen im Geäst der Bäume von ihren späteren Übermalungen freigelegt werden konnten (zur Identifizierung vgl. Ausst.-Kat. Bern 1979, S. 234).
Paris wird von Manuel, anders etwa als in der Cranach’schen Bildtradition (vgl. unsere Inv. G 1977.37) nicht als Ritter, sondern als Edelmann gegeben. An das in der antiken Überlieferung erwähnte Hirtendasein erinnern lediglich seine Sandalen. Paris hat seine Entscheidung soeben zugunsten der vor ihm stehenden Venus getroffen. Juno, im Gewand einer verheirateten Bürgersfrau, und Minerva mit Schild und an die Reisläufermode erinnerndem Hut (über ihrem Kopf die falsch zugeordnete Inschrift) sind nur noch Statistinnen. Paris ist somit zum Opfer der erotischen Verführungskunst geworden, wie es der Titulus „DER TORECHT“ anzeigt.
Auch in dieser Komposition verwendet Niklaus Manuel grafische Vorlagen Dürers: Venus entspricht der „Nemesis“ aus Dürers um 1501 entstandenem Kupferstich (B.77), während Minerva starke Ähnlichkeit mit der rechten der „Vier Hexen“ von 1497 (B.75) aufweist (vgl. von Tavel 1976 mit Abb. 2 und 11). In seinem sog. Schreibbüchlein hat Niklaus Manuel um 1517 mit verschiedenen weiblichen Gewand- und Aktfiguren experimentiert. Darunter befindet sich auch eine der Venus nahestehende Studie (Basel, Kupferstichkabinett, Inv. 1662.73, vgl. Ausst.-Kat. Bern 1979, Nr. 187, Abb. 123).
Literatur- Öffentliche Kunstsammlung in Basel. Catalog der Gemälde, Handzeichnungen und plastischen Werke, Basel: Schweighauser, 1898, S. 39, Nr. 40

- Paul Ganz und Emil Major: Die Entstehung des Amerbach'schen Kunstkabinetts, Die Amerbach'schen Inventare, in: Öffentliche Kunstsammlung Basel, Jahresbericht 59, N.F. 3, 1906, Basel, 1907, S. 1–30, 31–68, S. 32, 48

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel, Katalog, Basel: Birkhäuser, 1908, S. 94, Nr. 422

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 3. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1910, S. 95

- Paul Ganz: Meisterwerke der Öffentlichen Kunstsammlung in Basel (Meisterwerke der bedeutendsten Galerien Europas. Band X), München: Franz Hanfstaengl, 1924, S. 255, Abb. S. 103

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 4. überarb. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1926, S. 81, Abb. n. p. (S. 149)

- Walter Lüthi: Urs Graf und die Kunst der alten Schweiz, Zürich, 1928, S. 109, Abb. 95

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Führer durch das Kunstmuseum, St. Albangraben 16, [Basel]: [s. n.], [1936], S. (n. p., Hauptgeschoss, Niklaus Manuel-Saal)

- Meisterwerke aus den Kunstmuseen Basel und Bern, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, mit Beiträgen von Conrad von Mandach und Georg Schmidt, 2. verb. Aufl. mit Nachtrag, Kunstmuseum Bern, 1940, S. 15, 41, Nr. 57

- Georg Schmidt und Anna Maria Cetto: Schweizer Malerei und Zeichnung im 15. und 16. Jahrhundert, Basel: Holbein-Verlag, [1940], S. 29–30, XXV–XXVII, Nr. 47, Abb. 47

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog 1946, Basel: Öffentliche Kunstsammlung, 1946, S. 53

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog. 1. Teil. Die Kunst bis 1800. Sämtliche ausgestellten Werke, Basel, 1957, S. 51, Abb. S. 51

- Paul-Henry Boerlin: Die öffentliche Kunstsammlung Basel (Sonderdruck aus: Das grosse Buch der Malerei), Braunschweig: Georg Westermann Verlag, 1960, S. (n. p. / 41)

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog. 1. Teil. Die Kunst bis 1800. Sämtliche ausgestellten Werke, Basel, 1966, S. 47, Abb. S. 47

- Hans Christoph von Tavel: Dürers Nemesis und Manuels Frau Venus, in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 33, 1976, S. 285–295, S. 293, Abb. 10

- Inge El-Himoud-Sperlich: Das Urteil des Paris. Studien zur Bildtradition des Themas im 16. Jahrhundert, München, 1977, S. 162

- Hans Christoph von Tavel: Niklaus Manuel. Zur Kunst eines Eidgenossen der Dürerzeit, Bern: K. J. Wyss Erben AG, 1979, S. 46, 74, Abb. 18

- Niklaus Manuel Deutsch. Maler, Dichter, Staatsmann, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, 22. Sept. – 2. Dez. 1979, Hrsg. Cäsar Menz und Hugo Wagner, Bern: Kunstmuseum, 1979, S. 233–236, Nr. 80, Abb. 35

- Kunstmuseum Basel, mit Beiträgen von Paul H. Boerlin, Christian Geelhaar, Tilman Falk, Franz Meyer und Dieter Koepplin, Braunschweig: Westermann, 1980, S. 24, Abb. S. 20

- Jörg Huber: Im Spannungsfeld. Zwischen Kirche und Welt. Von den Anfängen bis zum ausgehenden 18. Jahrhundert (Schweizer Malerei von den Anfängen bis ins 20. Jahrhundert. Bd. I), Glattbrugg/Zürich: Verlagsgesellschaft Beobachter AG, 1985, Abb. S. 17

- Meinrad Maria Grewenig: Der Akt in der deutschen Renaissance. Die Einheit von Nacktheit und Leib in der bildenden Kunst, Freren: Luca-Verlag, 1987, S. 95, Abb. 96

- Erika Billeter: Schweizer Malerei. Hundert Meisterwerke aus Schweizer Museen vom 15. bis zum 20. Jahrhundert, Bern: Benteli, 1990, S. 36, Abb. S. 37

- Robert Th. Stoll: Kunstmuseum Basel, Basel: Erziehungsdepartement des Kantons Basel-Stadt, 1990, S. 16, mit Abb.

- Elisabeth Landolt: Das Amerbach-Kabinett und seine Inventare, in: Sammeln in der Renaissance. Das Amerbach-Kabinett. Beiträge zu Basilius Amerbach, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 21. Apr. – 21. Juli 1991, Basel: Öffentliche Kunstsammlung, 1991, S. 73–303, S. 89–90, 124, 127 (Sp. 2, Z. 46), 149 (Z. 19–20), Anm. 105, S. 164

- Sammeln in der Renaissance. Das Amerbach-Kabinett. Die Gemälde, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 21. Apr. – 21. Juli 1991, verfasst von Paul Boerlin, Basel: Öffentliche Kunstsammlung, 1991, S. 14, Nr. 9, Abb. 9

- Christian Geelhaar: Kunstmuseum Basel. Die Geschichte der Gemäldesammlung und eine Auswahl von 250 Meisterwerken, Basel: Verein der Freunde des Kunstmuseums Basel und Zürich: Eidolon, 1992, S. 28, Abb. 31, S. 53

- Paul H. Boerlin: Venus und Amor im Kunstmuseum Basel, Basel: Wiese Verlag, 1993, S. 62, Abb. 63

- Söldner Bilderstürmer Totentänzer. Mit Niklaus Manuel durch die Zeit der Reformation, Ausst.-Kat. Bernisches Historisches Museum, Bern, 13. Okt. 2016 – 17. Apr. 2017, Hrsg. Bernisches Historisches Museum, Susan Marti, Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2016, S. 44, 103, Abb. Nr. 8, S. 45