Kunstmuseum Basel - Museum für Gegenwartskunst - Sammlung Online

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Kinderfrühstück
  • Kinderfrühstück, 1879
Children at Breakfast
La dînette
  • Öl auf Leinwand
  • 81.2 x 65.4 cm
  • Signiert und datiert unten rechts: Anker 1879
  • Kunstmuseum Basel, Ankauf mit Mitteln des Birmann-Fonds 1880
  • Inv. 10
Anker notierte in seinen "Livres de vente", in denen er seine Bildverkäufe sorgfältig verzeichnete, für den 10. Dezember 1879 den Verkauf an seinen Pariser Kunsthändler Adolphe Goupil. Dort betitelte er das Gemälde als "La dînette", wörtlich übersetzt "Puppengeschirr". Dies lässt darauf schliessen, dass die Kinder hier nicht tatsächlich frühstücken, sondern vielmehr in ein Spiel vertieft sind. Die fünf Kinder zeigt er in Kleidung aus der Zeit des Rokoko und situiert die Szene, in der die Kinder in ihre Tätigkeiten versunken erscheinen, im 18. Jahrhundert, und damit jenem sprichwörtlichen Jahrhundert des Kindes, das durch die Publikationen von Jean-Jacques Rousseau ausgerufen wurde. Rousseau und seine pädagogischen Nachfolger verstanden die Kindheit als eigenständigen, ernst zu nehmenden Lebensabschnitt.
Es wird vermutet, dass Anker in seinem "Kinderfrühstück" ein spezifisches Gemälde von Jean-Baptiste Siméon Chardin aus dem 18. Jahrhundert paraphrasiert: "La Bénédicté (1744, Musée du Louvre, Paris). Dieses zeigt eine Mutter, die über das Tischgebet ihrer beiden Kinder wacht. Anker lässt die Mutterfigur weg und zeigt die Geschwisterkinder idealisierend als eigene, harmonische Gemeinschaft. Sie verbildlichen unterschiedliche Entwicklungsstufen. Dies zeigt sich darin, wie sie einzeln und individuell mit dem Puppengeschirr umgehen und durch Beobachten und Nachahmen das Verhalten bei Tisch spielerisch lernen, das später von ihnen erwartet wird. Das Lernen durch Spiel und durch alltägliche Situationen verbindet das Basler Gemälde mit anderen Werken Ankers. Anker hat unter dem Titel "Aus des Kindes ersten Tagen" 1912 in einem Aufsatz (Berner Kunstblatt, 38, 21. September 1912. Erstveröffentlichung als "Causerie. Le premier développement de l'enfant", in: La Suisse libérale, 102, 5. Mai 1898) dafür plädiert, dass ein Kind "spielend in die Arbeit der Grossen hineinwächst", und in übertragenem Sinn damit auch in die gesellschaftlichen Rollen, die die "Grossen" einnehmen.
Literatur- Basler Nachrichten, 36. Jg, Nr. 258, 30. Okt. 1880

- Sammlungen und Ausstellungen, in: Kunstchronik, 16. Jg., Nr. 36, 1881, Sp. 588–589, S. n. p. (Sp. 589)

- Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Dresden: Fr. v. Boetticher's Verlag, 1895–1901, S. Bd. 1, 37, Nr. 27

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel. Catalog der Gemälde, Handzeichnungen und plastischen Werke, Basel: Schweighauser, 1898, S. 88, Nr. 18

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel, Katalog, Basel: Birkhäuser, 1908, S. 3, Nr. 10

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 3. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1910, S. 3

- Joseph Gantner: Die Bilder der "Ernte", in: Die Ernte. Schweizerisches Jahrbuch, 3. Jg., 1922, S. 190–197, S. 190–191, Abb. bei S. 80

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 4. überarb. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1926, S. 3

- Albert Anker (1831–1910), Ausst.-Kat. Kunsthalle Bern, Sept. – Okt. 1928, Bern: Kunsthalle, 1928, S. 13, Nr. 27, mit Abb.

- Albert Anker. Jahrhundertausstellung, Ausst.-Kat. Berner Kunstmuseum, 20. Juni – 23. Aug. 1931, Bern: Büchler & Co., 1931, S. 5, Nr. 50

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Führer durch das Kunstmuseum, St. Albangraben 16, [Basel]: [s. n.], [1936], S. (n. p., Obergeschoss, Frank Buchser-Saal)

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog 1946, Basel: Öffentliche Kunstsammlung, 1946, S. 105, Abb. S. 105

- Albert Anker, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, 17. Sept. – 11. Dez. 1960, Bern: K. J. Wyss Erben, 1960, Nr. 69 (n. p.)

- Albert Anker. Katalog der Gemälde und Ölstudien, Einleitung von Max Huggler, Bern: Berner Kunstmuseum und Verlag Berner Tagblatt, 1962, Nr. 104, mit Abb. (n. p.)

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog 19./20. Jahrhundert, mit einem Essay von Franz Meyer, Basel: Kunstmuseum, 1970, S. 8, mit Abb.

- Franz Zelger: Albert Anker, in: Palette, Heft 38, 1971, S. 2–15, S. 10, Abb. 5

- Georg Schmidt: Kunstmuseum Basel. 150 Gemälde. 12.–20. Jahrhundert, Hrsg. Verein der Freunde des Kunstmuseums, 6. Aufl. (1. Aufl. 1964), Basel, 1988, S. 102, Abb. S. 103

- Christian Geelhaar: Kunstmuseum Basel. Die Geschichte der Gemäldesammlung und eine Auswahl von 250 Meisterwerken, Basel: Verein der Freunde des Kunstmuseums Basel und Zürich: Eidolon, 1992, S. 111, 112, Abb. 114

- Sandor Kuthy und Therese Bhattacharya-Stettler: Albert Anker (1831–1910). Werkkatalog der Gemälde und Ölstudien / Catalogue raisonné des peintures et des études à l'huile, Basel: Wiese Verlag, 1995, S. 146, Nr. 263, Abb. S. 147 (mit weiterer Literatur)

- Stiften und Sammeln für die Öffentliche Kunstsammlung Basel. Emilie Linder, Jacob Burckhardt und das Kunstleben der Stadt Basel, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 27. Sept. 1997 – 11. Jan. 1998, Katalog von Nikolaus Meier, Basel: Schwabe, 1997, S. 113, 132, Abb. 55

- Albert Anker und Paris. Zwischen Ideal und Wirklichkeit, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, 23. Mai – 31. Aug. 2003, Hrsg. Matthias Frehner, Therese Bhattacharya-Stettler und Marc Fehlmann, Bern: Stämpfli Verlag, 2003, S. 30–31, 71, 235, Nr. 12, Abb. S. 79

- Petra ten-Doesschate Chu: Eine nationale Ikone im internationalen Kontext / Une icône nationale dans un contexte internatonal, in: Ausst.-Kat. Fondation Pierre Gianadda, Martigny, 19. Dez. 2003 – 23. Mai 2004, Katalog von Therese Bhattacharya-Stettler, Martigny: Fondation Pierre Gianadda, 2003, S. 41–54, S. 53, Abb. 7

- Pascal Griener: Dorf und Kapitale. Die Schweizer Künstler und die Ecole des Beaux-Arts am Ende der kulturellen Vorherrschaft von Paris (1850–1900), in: Das Kunstschaffen in der Schweiz 1848–2006, Hrsg. Schweizerisches Institut für Kunstwissenschaft im Auftrag der Jubiläumsstiftung der Credit Suisse, Bern/Zürich: Benteli Verlag, 2006, S. 233–245, S. 238, Abb. S. 232

- Die Welt im Topf. Kleine Kulturgeschichte der Küche am Bodensee, Ausst.-Kat. Rosgartenmuseum, Konstanz, 8. Juni – 31. Okt. 2010, mit einem Beitrag von Tobias Engelsing, Hrsg. Städtische Museen Konstanz, 2010, S. 222, Abb. S. 13

- Kunstmuseum Basel. Die Meisterwerke. Gemälde, Skulpturen, Fotografien, Installationen, Videos, Hrsg. Bernhard Mendes Bürgi und Nina Zimmer, Ostfildern: Hatje Cantz, 2011, S. 104, Nr. 48, Abb. S. 105