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Bildnis des Hans Herbst (Herbster)
  • Bildnis des Hans Herbst (Herbster), 1516
Portrait of Hans Herbst (Herbster)
Portrait de Hans Herbst (Herbster)
  • Mischtechnik auf Papier, auf Lindenholz aufgezogen
  • 39.5 x 26.5 cm
  • datiert oben links auf der Schrifttafel im Bogenzwickel: •1•5•16• [die 5 retuschiert]; auf der Schrifttafel im rechten Bogenzwickel Reste einer Bezeichnung: •B
  • Kunstmuseum Basel, Depositum der Gottfried Keller-Stiftung, Bundesamt für Kultur, Bern 1899
  • Inv. 293
Das auf Papier gemalte Brustbildnis wurde nachträglich auf Holz aufgezogen. An den seitlichen Rändern, vor allem im rechten oberen Bereich, ist der primäre Bildträger zerstört und die Malerei auf der Holztafel ergänzt worden. Beschädigt wurde dabei auch die Aufschrift auf der Schrifttafel des rechten Bogenzwickels. Dort ist heute nur noch ein B als erster von ursprünglich zwei oder drei Buchstaben erhalten. Über die Bedeutung dieses Buchstabens ist in der Forschung immer wieder spekuliert worden, jedoch bislang ohne überzeugendes Ergebnis (vgl. ausführlich Ausst.-Kat. Basel 1960, S. 129). Sollte es sich, was an dieser Stelle, symmetrisch zur Datierung links, eigentlich zu erwarten wäre, um ein Künstlermonogramm handeln, so lässt sich dieses weder mit der Zuschreibung an Ambrosius Holbein, noch an einen der beiden Hans Holbein vereinbaren. Bezeichnete die Schrifttafel den Dargestellten, so widerspräche dies wiederum der traditionellen Identifizierung des bärtigen Mannes als Hans Herbster, die jedoch durch die zwar später, aber sicher noch im 16. Jahrhundert hinzugefügte Inschrift auf der Brüstung gestützt wird.
Beim Maler Hans Herbst (Herbster, um 1470–1552), seit 1492 in der Basler Himmelszunft aktenkundig, aber kaum durch gesicherte Werke fassbar (vgl. die Quellen-Studien von Reinhard und Wüthrich sowie zuletzt zu den Zuschreibungen Sander 2005, S. 82–95, darunter auch Inv. 303–307), fanden die Brüder Ambrosius und Hans Holbein d. J., so wird vermutet, nach ihrer Ankunft in Basel Aufnahme als Gesellen. Beide kämen somit als Schöpfer des Bildnisses infrage und sind in den langen Zuschreibungsdiskussionen genannt worden. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts tendiert die Forschung mehrheitlich zu Ambrosius, doch ist seine Autorschaft umstritten, nicht nur wegen des oben bereits genannten „Monogramms“, sondern auch aus Gründen der malerischen Handschrift in Figur und Gesamtkomposition.
Das nicht ganz glückliche Verhältnis zwischen Bildnis und architektonischem Rahmen erklärt sich z. T. durch den Umstand, dass der Hintergrund zunächst als Gebirgslandschaft mit kahlen Bäumen und fernen Gipfeln angelegt war. Die Architektur und der heute sichtbare neutrale Fond in Türkis überdecken die im Infrarot erkennbare Landschaft; die Konzeptänderung wurde noch vom Maler selbst vorgenommen, wie die auf dem Türkis liegenden Haare des Dargestellten erkennen lassen (Sander 2005, v. a. S. 423). Die Schwächen in der räumlichen Gestaltung der Rahmung könnten für eine Zuschreibung an Ambrosius Holbein sprechen.
Das Bild befand sich nach Koegler anscheinend noch im 18. Jahrhundert im Besitz der Familie Zwinger in Basel, die verwandt mit Hans Herbst bzw. dessen in der Inschrift auf der Brüstung genanntem Sohn, dem erfolgreichen humanistischen Drucker Johannes Oporinus (gest. 1567), war.
Literatur- Gustav Friedrich Waagen: Galleries and cabinets of art in Great Britain, Supplement, London, 1857, S. 97

- Alfred Woltmann: Holbein und seine Zeit, 2 Bde., Leipzig: Seemann, 1866/68, S. 137–138, 203

- Eduard His: Die Basler Archive über Hans Holbein, den Jüngern, seine Familie und einige zu ihm in Beziehung stehende Zeitgenossen, in: Jahrbücher für Kunstwissenschaft 3, 1870, S. 113–173, S. 117

- Alfred Woltmann: Holbein und seine Zeit. Des Künstlers Familie, Leben und Schaffen, 2 Bde., 2. umgearb. Aufl., Leipzig: Seemann, 1874/76, S. Bd. 1, 132

- Ausstellung von Werken Hans Holbeins d. J., [Öffentliche Kunstsammlung Basel], 1897–1898, Basel: Schweighauser, 1897, S. 6, Nr. 11

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel. Catalog der Gemälde, Handzeichnungen und plastischen Werke, Basel: Schweighauser, 1898, S. 35, 36, Nr. 21a

- Eduard His: Ambrosius Holbein als Maler, in: Jahrbuch der preussischen Kunstsammlungen 24, 1903, S. 242–246, S. 246, Abb. Tf. bei S. 242

- Katalog der Erwerbungen der Gottfried Keller-Stiftung von 1891–1904, Ausst.-Kat. Zürich, Galerie Henneberg, Zürich, 1904, S. 27, Nr. 111

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel, Katalog, Basel: Birkhäuser, 1908, S. 64, Nr. 293

- Elsa Frölicher: Die Porträtkunst Hans Holbeins des Jüngeren und ihr Einfluss auf die Schweizerische Bildnismalerei im XVI. Jahrhundert, Strassburg, 1909, S. 14–15

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 3. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1910, S. 64, 65

- Willy Hes: Ambrosius Holbein (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 145), Strassburg: Heitz, 1911, S. 144–146, Abb. Tf. XXXVII

- Arthur B. Chamberlain: Hans Holbein the Younger, 2 Bde., London: Allen & Co, 1913, S. Bd. 1, 60–61

- Hans Koegler: Ambrosius Holbein, in: Thieme-Becker 17, 1924, S. 327–332, S. 328

- Paul Ganz: Meisterwerke der Öffentlichen Kunstsammlung in Basel (Meisterwerke der bedeutendsten Galerien Europas. Band X), München: Franz Hanfstaengl, 1924, S. 253, Abb. S. 60

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 4. überarb. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1926, S. 54

- Heinrich Alfred Schmid: Alte Meister der Basler Kunstsammlung, Hrsg. Emil Schaeffer, Zürich: Orell Füssli Verlag, 1930, S. 17, Nr. 31, mit Abb.

- Heinrich A. Schmid: Die Werke Holbeins in Basel (Öffentliche Kunstsammlung Basel, Kleine Führer 2), Basel: Schwabe, 1930, S. 32–33

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Führer durch das Kunstmuseum, St. Albangraben 16, [Basel]: [s. n.], [1936], S. (n. p., Hauptgeschoss, Linkes Oktogonl)

- Otto Fischer: Ambrosius Holbein, in: Pantheon, 20, 1937, S. 306ff., S. 312, Abb. S. 312

- Georg Schmidt und Anna Maria Cetto: Schweizer Malerei und Zeichnung im 15. und 16. Jahrhundert, Basel: Holbein-Verlag, [1940], S. 38, XXXI, Nr. 65, Abb. 65

- Meisterwerke aus den Kunstmuseen Basel und Bern, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, mit Beiträgen von Conrad von Mandach und Georg Schmidt, 2. verb. Aufl. mit Nachtrag, Kunstmuseum Bern, 1940, S. 21, 38, Nr. 35

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog 1946, Basel: Öffentliche Kunstsammlung, 1946, S. 27

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog. 1. Teil. Die Kunst bis 1800. Sämtliche ausgestellten Werke, Basel, 1957, S. 79, Abb. S. 79

- Die Malerfamilie Holbein in Basel. Ausstellung im Kunstmuseum Basel zur Fünfhundertjahrfeier der Universität Basel, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 4. Juni – 25. Sept. 1960, Basel: Kunstmuseum, 1960, S. 127–130, Nr. 89, Abb. 37

- Paul Leonhard Ganz: Die Miniaturen der Basler Universitätsmatrikel, hrsg. im Auftrag der Universität Basel zur Feier ihres fünfhundertjährigen Bestehens, Basel: Benno Schwabe, 1960, S. 128–129

- Meisterwerke der Gottfried Keller-Stiftung. Schweizer Kunst aus neun Jahrhunderten, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, 10. Juni – 21. Juli 1965, Bern: Verlag der Eidgenössischen Kommission der Gottfried Keller-Stiftung, 1965, S. 39, Nr. 37, mit Abb.

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog. 1. Teil. Die Kunst bis 1800. Sämtliche ausgestellten Werke, Basel, 1966, S. 76, Abb. S. 76

- Lucas H. Wüthrich: Hans Herbst. Ein Basler Maler der Frührenaissance, in: Actes du 22e congrès international d'histoire de l'art 2 (1969), Budapest: Akadmémiai Kiadó, [1972], S. 771–778, S. 591

- Lucas Wüthrich: Quellen zur Biographie des Malers Hans Herbst (1470–1552), in: Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte 25, 1978, S. 180, Abb. S. 180, 5

- Paul H. Boerlin: Hans Holbein d. Ä.: Bildnis eines Herrn mit Pelzmütze, 1513, in: Pantheon, 1982/I, S. 32–39, S. 36–37, Abb. 8

- Hans Reinhardt: Hans Herbster. Un peintre bâlois, originaire de Strasbourg, in: Cahiers alsaciens d'archéologie, d'art et d'histoire 26, 1983, S. 135–150, S. 136–137

- John Rowlands: Holbein. The paintings of Hans Holbein the Younger, Oxford: Phaidon, 1985, S. 22

- Claudia Baer: Die italienischen Bau- und Ornamentformen in der Augsburger Kunst zu Beginn des 16. Jahrhunderts, Frankfurt a. M.: Europäische Hochschulschriften, 1993, S. 182–183

- Dominik Klinger und Antje Höttler: Holbein. Die Malerbrüder Ambrosius und Hans d. J. Werkverzeichnis. Gemälde und Miniaturen, Nürnberg, 1998, S. 248–249, Nr. AH 10, Abb. S. 248

- Jochen Sander: Hans Holbein d. J. Tafelmaler in Basel 1515–1532, München: Hirmer, 2005, S. 102, 422–424, Abb. 63