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Laïs Corinthiaca
  • Laïs Corinthiaca, 1526
Laïs of Corinth
Laïs de Corinthe
  • Mischtechnik auf Lindenholz
  • 35.6 x 26.7 cm
  • Datiert und betitelt auf der Steinbrüstung vorne: : LAÏS : CORINTHIACA :1526 :
  • Kunstmuseum Basel, Amerbach-Kabinett 1662
  • Inv. 322
Einer vielschichtigen antiken Überlieferung zufolge war Laïs der Name einer berühmten korinthischen Hetäre aus der Zeit des Hellenismus, in deren legendärer Gestalt sich allerdings wohl Züge mehrerer Frauenschicksale vermischen (vgl. Meret Strothmann: Art. "Lais", in: Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Hrsg. Hubert Cancik, Helmuth Schneider u. Manfred Landfester, Altertum, Bd. 6, Stuttgart/Weimar 1999, Sp. 1067f). Von dem Redner Demosthenes soll sie vergebens die ungeheuere Summe von 10’000 Drachmen für ihre Dienste gefordert haben, wohingegen sie als Geliebte des Philosophen Diogenes auf Entlohnung verzichtete. Den Malern Apelles und Parrhasios diente sie als Modell und als Kurtisane zugleich.
Warum Holbein sich, als er ein einziges Mal ein humanistisches Thema im Tafelbild (vgl. jedoch die Wandbild-Fragmente Inv. 328–332, 714a–716a, 793) behandelte, ausgerechnet auf eine Vertreterin der käuflichen Liebe kaprizierte, darüber ist viel gerätselt worden. Der Notiz im Amerbach-Inventar von 1585/87 ("Zwei täfelin daruf ein [gestrichen: zwei] offenburgin conterfehet ist vf eim gschribn Lais Corinthiaca. Die ander hat ein kindlin bÿ sich. H. Holb[ein] beide, mit ölfarben vnd in ghüsen [=Rahmen]."; Landolt 1991) folgend hielt die Forschung das Bild zunächst für das portrait historié einer übel beleumundeten Basler Zeitgenossin, der Magdalena Offenburg, geb. Zscheckenbürlin (1490–1526) bzw. ihrer Tochter Dorothea (geb. 1508). Da der gleiche, im übrigen nicht sehr individuell gestaltete Frauenkopf jedoch für die Darmstädter Madonna des Bürgermeisters Meyer Verwendung fand und kaum anzunehmen ist, dass der Stifter dort zu einer Muttergottes aufblickt, in deren Gesicht jedermann die Züge einer stadtbekannten Ehebrecherin erkannt hätte, ist diese Theorie nicht haltbar.
Der leonardeske Gesichtstyp der Dargestellten verweist vielmehr ebenso auf italienische Vorbilder wie auf die gattungsgeschichtliche Verwandtschaft mit dem im Süden damals bereits hoch entwickelten Bildtypus des Kurtisanenporträts (Mamerow 2006). Holbein mag derlei Werken bei seinem Aufenthalt in Frankreich 1523/24 begegnet sein.
Die in Amerbachs Inventar-Notiz zusammen mit der Laïs erwähnte zweite Tafel ist die Venus mit dem Amorknaben Inv. 323, in der jüngst die freie Replik eines Mitarbeiters der Holbein-Werkstatt nach der vom Meister selbst ausgeführten Laïs erkannt wurde.
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- Klimt und die Antike. Erotische Begegnungen, Ausst.-Kat. Orangerie des Unteren Belvedere, Wien, 23. Juni – 8. Okt. 2017, Hrsg. Stella Rollig und Tobias G. Natter, München: Prestel, 2017, Abb. S. 71

- ¡Hola Prado! Zwei Sammlungen im Dialog, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 8. April – 20. Aug. 2017, von Bodo Brinkmann und Gabriel Dette, Hrsg. Kunstmuseum Basel, Petersberg: Michael Imhof Verlag, 2017, S. 48, Nr. 22, Abb. S. 49

- Xavier F. Salomon: Holbein's Sir Thomas More, in: Holbein's Sir Thomas More, Hrsg. The Frick Collection, New York, London: D Giles Limited, 2018, S. 19-69, S. 48, Abb. 22, S. 49

- Thévoz, Michel: L'art suisse n'existe pas, Paris: Les cahiers dessinés, 2018, S. 29-43, Abb. S. 33-34

- Franny Moyle: The King's Painter. The Life and Times of Hans Holbein, London: Head of Zeus Ltd, 2021, Abb. S. 183

- Holbein: Capturing Character, Ausst.-Kat. J. Paul Getty Museum, Los Angeles, 19. Okt. 2021 – 9. Jan. 2022; Morgan Library & Museum, New York, 11. Febr. – 15. Mai 2022, mit Beiträgen von Austèja Mackelaité, John T. McQuillen, Ulrich Hans Birkmaier u. a., Hrsg. Anne T. Woollett, Los Angeles: J. Paul Getty Museum, 2021, S. 6, Abb. S. 6

- Jochen Sander: Hans Holbein d. J., seine Augsburger Lernerfahrungen und das erste Schaffensjahrzehnt in Basel, in: Renaissance im Norden. Holbein, Burgkmair und die Zeit der Fugger, Ausst.-Kat. Frankfurt am Main/Wien, Hrsg. Guido Messling, Jochen Sander, München: Hirmer Verlag, 2023, S. 86-91, S. 90, Abb. S. 90, Nr. 5