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- Marc Chagall
Peskowatik b. Witebsk/Russ.Kaiserreich(Weissruss.) 1887–1985 Saint-Paul-de-Vence/Alpes-Maritimes - Der Jude in Rot, 1914
- Öl auf Karton, auf Leinwand aufgezogen
- 101 x 81 cm
- Signiert und datiert u. r. (in kyrillischer Schrift]): Chagall 1914
- Stiftung Im Obersteg, Depositum im Kunstmuseum Basel 2004
- Inv. Im 1082
Jew in Red
Le Juif en rouge
Le Juif en rouge
Die drei monumentalen Judenbildnisse sind eigentlich Porträts von wandernden Bettlern aus Witebsk, die Chagall als Modelle in sein Atelier geholt hatte.
Der Jude in Grün stellt einen alten Wanderprediger dar, den Chagall «Sluzker Maggid» (Prediger von Slusk) nannte. Gebeugt, mit schwer lastendem, übergrossem Kopf sitzt er nah an den Betrachter gerückt und gibt ein Bild der Armut und stummen Demut. Der hebräische Text, auf dem der Prediger zu kauern scheint, enthält Zitate des 4. Buches Moses sowie die Schlussworte des Kaddisch-Gebets: „Der da Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, er wird auch Frieden bereiten uns und ganz Israel.“ Das linke Auge geschlossen, scheint er noch im Halbschlaf die religiösen Schriften vor sich hin zu murmeln.
Der Jude in Rot verbildlicht die literarische Figur des ewig wandernden Juden Ahasver, Sinnbild für das heimatlose Volk Israel.
Der Jude in Schwarz-Weiss schliesslich erscheint würdevoll und in ritueller Bekleidung. Diese besteht aus Gebetsmantel, Gebetsriemen und den Schaufäden in der rechten Hand. Nach Chagalls Berichten trägt der Unbekannte die Kleidung seines gläubigen Vaters. In der elementaren Polarität der Nicht-Farben Schwarz und Weiss scheint ein Hinweis auf die Bildlosigkeit des Judentums enthalten.
Die Gemälde wurden vom Sammler Karl Im Obersteg als Trilogie erworben. Formal und künstlerisch gehören sie zum Bedeutendsten, was Chagall geschaffen hat. Sie vereinen die Formensprache der modernen Malerei zu Beginn des 20. Jahrhundert mit jüdischer Thematik und russischem Realismus. Damit sind sie ein eindrückliches Bekenntnis für die bedrohte ostjüdische Lebensform zur Zeit der Russischen Revolution und des Ersten Weltkriegs. (Henriette Mentha)
Der Jude in Grün stellt einen alten Wanderprediger dar, den Chagall «Sluzker Maggid» (Prediger von Slusk) nannte. Gebeugt, mit schwer lastendem, übergrossem Kopf sitzt er nah an den Betrachter gerückt und gibt ein Bild der Armut und stummen Demut. Der hebräische Text, auf dem der Prediger zu kauern scheint, enthält Zitate des 4. Buches Moses sowie die Schlussworte des Kaddisch-Gebets: „Der da Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, er wird auch Frieden bereiten uns und ganz Israel.“ Das linke Auge geschlossen, scheint er noch im Halbschlaf die religiösen Schriften vor sich hin zu murmeln.
Der Jude in Rot verbildlicht die literarische Figur des ewig wandernden Juden Ahasver, Sinnbild für das heimatlose Volk Israel.
Der Jude in Schwarz-Weiss schliesslich erscheint würdevoll und in ritueller Bekleidung. Diese besteht aus Gebetsmantel, Gebetsriemen und den Schaufäden in der rechten Hand. Nach Chagalls Berichten trägt der Unbekannte die Kleidung seines gläubigen Vaters. In der elementaren Polarität der Nicht-Farben Schwarz und Weiss scheint ein Hinweis auf die Bildlosigkeit des Judentums enthalten.
Die Gemälde wurden vom Sammler Karl Im Obersteg als Trilogie erworben. Formal und künstlerisch gehören sie zum Bedeutendsten, was Chagall geschaffen hat. Sie vereinen die Formensprache der modernen Malerei zu Beginn des 20. Jahrhundert mit jüdischer Thematik und russischem Realismus. Damit sind sie ein eindrückliches Bekenntnis für die bedrohte ostjüdische Lebensform zur Zeit der Russischen Revolution und des Ersten Weltkriegs. (Henriette Mentha)
Literatur- Karl With: Marc Chagall, Leipzig: Klinkhardt und Biermann, 1923, S. 13, Abb. (Der Alte mit Sack)
- Sélection. Chronique de la vie artistique, Heft Nr. 6, April 1929 (Marc Chagall), Beiträge von Paul Fierens, André Le Ridder, Marc Chagall u. a., Anvers (Belgien): Editons Sélection, 1929, Abb. S. 92 (Le Moujik)
- Marc Chagall, Ausst.-Kat. Kunsthalle Basel, 4. Nov. – 3. Dez. 1933, Basel: Kunsthalle, 1933, Nr. 34 (Vieillard en rouge)
- Marc Chagall, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, 9. Dez. 1950 – 28. Jan. 1951, Zürich, 1950, S. 13, Nr. 22 (Rabbiner in Blau/Rot)
- Marc Chagall, Ausst.-Kat. Musée de l'Athénée, Genf, 31. Okt. – 19. Nov. 1953, mit einem Beitrag von Lionel Venturi, 1953, Nr. 2 (Rabbin en bleu et rouge)
- Lionello Venturi: Chagall (Le goût de notre temps), Genf, Paris, New York: Éditions d' Art Albert Skira, 1956, S. 46
- Jacques Lassaigne: Chagall, Paris 1957, Abb. S. 93
- Franz Meyer: Marc Chagall. Leben und Werk, Köln: Verlag M. DuMont Schauberg, 1961, S. 222, 224, 743, Abb. S. 232
- Chagall et la Bible, Ausst.-Kat. Musée Rath, Genf, 30. Juni – 26. Aug. 1962, Genf, 1962, Nr. 11, Abb.
- Chefs-d'œuvre des collections suisses de Manet à Picasso, Ausst.-Kat. Palais de Beaulieu, Lausanne, 1964, bearb. von François Daulte, Lausanne: Skira, 1964, Nr. 254, Abb.
- Mario Bucci: Marc Chagall, Luzern 1972, Abb. Tafel 14
- Jahresbericht der Öffentlichen Kunstsammlung Basel für das Jahr 1974, Basel: Kunstmuseum, 1975/1991, S. 30
- Sammlung Im Obersteg, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, 25. Juni – 14. Sept. 1975, bearb. von Hugo Wagner und Jürgen Glaesemer, Hrsg. Kunstmuseum Bern, Bern, 1975, Nr. 13, Abb.
- European Master Paintings from Swiss Collections. Post-Impressionism to World War II, Ausst.-Kat. The Museum of Modern Art, New York, 26. Okt. 1976 – 11. März 1977, mit einem Beitrag von John Elderfield, New York: The Museum of Modern Art, 1976, S. 122, Abb. S. 123
- Michael Baumgartner und Hans Christoph von Tavel: Die Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg, Hrsg. Stiftung "Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg", Bern, Bern: Benteli Verlag, 1995, S. 142-144, Nr. 87, Abb.
- Marc Chagall 1907–1917, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, 16. Dez. 1995 – 28. Feb. 1996, mit Beiträgen von Sandor Kuthy und Meret Meyer, Bern, 1995, S. 164, Nr. 180, Abb. S. 187
- Pierre Schneider und Meret Meyer: Chagall. Fast ein Jahrhundert, Stuttgart: Daco-Verlag Günter Bläse, 1995, S. 58, Abb. S. 51 (Der Bettler in Rot)
- Susan Compton: Marc Chagall: Love and the Stage, in: Royal Academy of Arts, London, 1998, Chagall. Love and the Stage 1914–1922, hrsg. von Susan Compton, London: Merell Holberton, 1998, S. 13–25, S. 16, Abb. 6
- Im Bann der Moderne, Meisterwerke aus der Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg: Picasso, Chagall, Jawlensky, Ausst.-Kat. BA-CA Kunstforum, Wien, Palais Ferstel, 4. Sept. – 30. Nov. 2003, Salzburg: Jung und Jung, 2003, Nr. 12
- Die Sammlung Im Obersteg im Kunstmuseum Basel, Kunstmuseum Basel, 14. Febr. – 2. Mai 2004, hrsg. von der Stiftung Im Obersteg, Basel: Schwabe Verlag, 2004, Nr. 39, Abb. S. 113
- Ingrid Mössinger: Marc Chagall. Die Bettlerin mit dem Sack, Bielefeld: Kerber Verlag, 2011, S. 32, 36, Abb. 14, S. 33
- Henriette Mentha mit Matthias Fischer und Beat Stutzer: "Sie lieber Herr Im Obersteg sind unser Schweizer für alles" Briefwechsel mit Cuno Amiet, Robert Genin, Alexej von Jawlensky, Alexander und Clotilde Sacharoff, Marc Chagall, Ernst Ludwig Kirchner und Wassily Kandinsky in der Sammlung Im Obersteg, Hrsg. Stiftung Im Obersteg, Basel: Schwabe Verlag, 2011, S. 162, 178, 180, 189, Abb. S. 161
- Meyer Schapiro: Les Mots et les Images (mit einem Vorwort von Hubert Damisch), Paris: Éditions Macula, 2011, S. 191, Abb. 86, S. 193
- Chagall. Die Jahre des Durchbruchs 1911-1919, Ausst. Kat. Kunstmuseum Basel, 16. September 2017 - 21. Januar 2018, Guggenheim Museum Bilbao, 2. Juni 2018 - 30. September 2018, Hrsg. Josef Helfenstein und Olga Osadtschy, Köln: Verlag der Buchandlung Walther König, 2017, S. 174, Nr. 25
- Picasso, Chagall, Jawlensky. Die Sammlung Im Obersteg. Ein Führer mit ausgewählten Werken, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 22. Feb. - 24. Mai 2020 (verlängert bis 21. Juni 2020), mit Beiträgen von Henriette Mentha, Toni Stooss, Doris Huggel, Hrsg. Stiftung Im Obersteg, Basel, 2020, Abb. S. 154
- Géraldine Meyer: "Ich hätte gerne einen typischen Chagall", Kunstmuseum Basel, Sammlung Im Obersteg, 13.8.2022 – 12.2.2023, Hrsg. Stiftung Im Obersteg, Basel: Kunstmuseum, 2022, Nr. 7, Abb. S. 7
- Sélection. Chronique de la vie artistique, Heft Nr. 6, April 1929 (Marc Chagall), Beiträge von Paul Fierens, André Le Ridder, Marc Chagall u. a., Anvers (Belgien): Editons Sélection, 1929, Abb. S. 92 (Le Moujik)
- Marc Chagall, Ausst.-Kat. Kunsthalle Basel, 4. Nov. – 3. Dez. 1933, Basel: Kunsthalle, 1933, Nr. 34 (Vieillard en rouge)
- Marc Chagall, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, 9. Dez. 1950 – 28. Jan. 1951, Zürich, 1950, S. 13, Nr. 22 (Rabbiner in Blau/Rot)
- Marc Chagall, Ausst.-Kat. Musée de l'Athénée, Genf, 31. Okt. – 19. Nov. 1953, mit einem Beitrag von Lionel Venturi, 1953, Nr. 2 (Rabbin en bleu et rouge)
- Lionello Venturi: Chagall (Le goût de notre temps), Genf, Paris, New York: Éditions d' Art Albert Skira, 1956, S. 46
- Jacques Lassaigne: Chagall, Paris 1957, Abb. S. 93
- Franz Meyer: Marc Chagall. Leben und Werk, Köln: Verlag M. DuMont Schauberg, 1961, S. 222, 224, 743, Abb. S. 232
- Chagall et la Bible, Ausst.-Kat. Musée Rath, Genf, 30. Juni – 26. Aug. 1962, Genf, 1962, Nr. 11, Abb.
- Chefs-d'œuvre des collections suisses de Manet à Picasso, Ausst.-Kat. Palais de Beaulieu, Lausanne, 1964, bearb. von François Daulte, Lausanne: Skira, 1964, Nr. 254, Abb.
- Mario Bucci: Marc Chagall, Luzern 1972, Abb. Tafel 14
- Jahresbericht der Öffentlichen Kunstsammlung Basel für das Jahr 1974, Basel: Kunstmuseum, 1975/1991, S. 30
- Sammlung Im Obersteg, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, 25. Juni – 14. Sept. 1975, bearb. von Hugo Wagner und Jürgen Glaesemer, Hrsg. Kunstmuseum Bern, Bern, 1975, Nr. 13, Abb.
- European Master Paintings from Swiss Collections. Post-Impressionism to World War II, Ausst.-Kat. The Museum of Modern Art, New York, 26. Okt. 1976 – 11. März 1977, mit einem Beitrag von John Elderfield, New York: The Museum of Modern Art, 1976, S. 122, Abb. S. 123
- Michael Baumgartner und Hans Christoph von Tavel: Die Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg, Hrsg. Stiftung "Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg", Bern, Bern: Benteli Verlag, 1995, S. 142-144, Nr. 87, Abb.
- Marc Chagall 1907–1917, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Bern, 16. Dez. 1995 – 28. Feb. 1996, mit Beiträgen von Sandor Kuthy und Meret Meyer, Bern, 1995, S. 164, Nr. 180, Abb. S. 187
- Pierre Schneider und Meret Meyer: Chagall. Fast ein Jahrhundert, Stuttgart: Daco-Verlag Günter Bläse, 1995, S. 58, Abb. S. 51 (Der Bettler in Rot)
- Susan Compton: Marc Chagall: Love and the Stage, in: Royal Academy of Arts, London, 1998, Chagall. Love and the Stage 1914–1922, hrsg. von Susan Compton, London: Merell Holberton, 1998, S. 13–25, S. 16, Abb. 6
- Im Bann der Moderne, Meisterwerke aus der Sammlung Karl und Jürg Im Obersteg: Picasso, Chagall, Jawlensky, Ausst.-Kat. BA-CA Kunstforum, Wien, Palais Ferstel, 4. Sept. – 30. Nov. 2003, Salzburg: Jung und Jung, 2003, Nr. 12
- Die Sammlung Im Obersteg im Kunstmuseum Basel, Kunstmuseum Basel, 14. Febr. – 2. Mai 2004, hrsg. von der Stiftung Im Obersteg, Basel: Schwabe Verlag, 2004, Nr. 39, Abb. S. 113
- Ingrid Mössinger: Marc Chagall. Die Bettlerin mit dem Sack, Bielefeld: Kerber Verlag, 2011, S. 32, 36, Abb. 14, S. 33
- Henriette Mentha mit Matthias Fischer und Beat Stutzer: "Sie lieber Herr Im Obersteg sind unser Schweizer für alles" Briefwechsel mit Cuno Amiet, Robert Genin, Alexej von Jawlensky, Alexander und Clotilde Sacharoff, Marc Chagall, Ernst Ludwig Kirchner und Wassily Kandinsky in der Sammlung Im Obersteg, Hrsg. Stiftung Im Obersteg, Basel: Schwabe Verlag, 2011, S. 162, 178, 180, 189, Abb. S. 161
- Meyer Schapiro: Les Mots et les Images (mit einem Vorwort von Hubert Damisch), Paris: Éditions Macula, 2011, S. 191, Abb. 86, S. 193
- Chagall. Die Jahre des Durchbruchs 1911-1919, Ausst. Kat. Kunstmuseum Basel, 16. September 2017 - 21. Januar 2018, Guggenheim Museum Bilbao, 2. Juni 2018 - 30. September 2018, Hrsg. Josef Helfenstein und Olga Osadtschy, Köln: Verlag der Buchandlung Walther König, 2017, S. 174, Nr. 25
- Picasso, Chagall, Jawlensky. Die Sammlung Im Obersteg. Ein Führer mit ausgewählten Werken, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Basel, 22. Feb. - 24. Mai 2020 (verlängert bis 21. Juni 2020), mit Beiträgen von Henriette Mentha, Toni Stooss, Doris Huggel, Hrsg. Stiftung Im Obersteg, Basel, 2020, Abb. S. 154
- Géraldine Meyer: "Ich hätte gerne einen typischen Chagall", Kunstmuseum Basel, Sammlung Im Obersteg, 13.8.2022 – 12.2.2023, Hrsg. Stiftung Im Obersteg, Basel: Kunstmuseum, 2022, Nr. 7, Abb. S. 7
