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Die Eidgenossen bei der Leiche Winkelrieds
  • Die Eidgenossen bei der Leiche Winkelrieds, 1841
The Swiss with the Dead Body of Winkelried
Les Suisses auprès du corps de Winkelried
  • Öl auf Leinwand
  • 134 x 158 cm
  • Signiert und datiert unten rechts: L. Vogel. 1841
  • Kunstmuseum Basel, Legat Dr. Melchior Ziegler 1884
  • Inv. 632
Am 9. Juli 1386 fand die Auseinandersetzung zwischen Schweizern und Habsburgern in der Schlacht bei Sempach im Kanton Luzern ihren Höhepunkt. Schlüsselfigur war der Legende nach Arnold Winkelried, der eine Bresche ins feindliche Heer geschlagen haben soll, indem er sich in deren Lanzen stürzte und damit den Sieg der Schweizer einleitete. Ludwig Vogel zeigt hier die Eidgenossen nach gewonnener Schlacht versammelt bei der Leiche Winkelrieds; eine historische oder literarische Vorlage für dieses Motiv gibt es nicht.

Thommen 1986 gibt einen detaillierten Überblick über Vogels mehr als 50-jährige künstlerische Beschäftigung mit dem Geschehen bei Sempach.

Den Auftrag für dieses Bild erhielt Vogel 1835 vom Vetter seiner eben verstorbenen Frau, Jakob Melchior Ziegler aus Winterthur, möglicherweise für die Ausstellung in einem nie ausgeführten Nationalmonument für die Errungenschaften von „Land wie Volk in Natur und Geschichte an Grossem und Erhabenem“ (Thommen 1986, S. 146–148). 1841 stellte Vogel das Bild fertig.
Wichtig sind v. a. zwei Entwurfszeichnungen, an denen Vogel teils auch schon vor Auftragserteilung arbeitete:
Die Federzeichnung "Die Eidgenossen bei der Leiche Winkelrieds", datiert 1827, 62 x 76.7 cm, in der Sammlung des Kunsthaus Zürich (Inv. 1145), stellt eine Mischung zwischen Historien- und Andachtsbild dar: Winkelried umarmt die Lanzen noch mit beiden Armen, doch sein Körper ist unverletzt; sein Sohn umfasst ihn mit beiden Armen (Abb. in Thommen 1986, S. 128).
Die Gouache "Die Eidgenossen bei der Leiche Winkelrieds", datiert 1838, 71 x 81 cm, in der Sammlung des Kunstmuseums St. Gallen (Abb. in Thommen 1986, S. 132), entstammt dem Entwurf für die nie ausgeführte Bemalung der Sempacher Schlachtkapelle und zeigt bereits den Einfluss der Empfehlung von Vogels Künstlerfreund Friedrich Overbeck, die Figuren zu reduzieren und den Leichnam Winkelrieds von seinen Schlachtgenossen unberührt zu lassen.

Das Bild erreichte grosse Popularität durch zahlreiche Vervielfältigungen, das früheste Beispiel ist der 1838, noch vor Vollendung des Bildes erschienene "Arnold von Winkelried auf der Wahlstatt bey Sempach. 1386", den der Schweizer Kupferstecher Carl Arnold Gonzenbach nach Vorlagen von Ludwig Vogel anfertigte, mit der Beischrift "Schaut her, ihr Eidgenossen! – Preist ihn, den edlen Mann, der um sein theures Leben uns diesen Sieg gewann." (Text in Emil Hahn: Kupferstecher Carl Arnold Gonzenbach. Lebensabriss, Briefe, Werke, St. Gallen 1898, S. 33, Kat. 28).

1856 wiederholte Vogel die Komposition im selben Format, aber mit leicht auseinandergerückten Figuren für seine Kinder (heute im Schwyzer Regierungsgebäude). Diese diente ihrerseits als Vorlage für eine Xylografie, die Buri & Jeker zwischen 1868 und 1872 editierten (Ausst.-Kat. Sempach 1986, S. 131).
Literatur- Wilhelm Theodor Streuber: Die schweizerische Kunstausstellung zu Basel vom Jahre 1842 von einem sogenannten Nichtkenner, Basel 1842, S. 10

- Wilhelm Füssli: Zürich und die wichtigsten Städte am Rhein mit Bezug auf alte und neue Werke der Architektur, Sculptur und Malerei, Band 1: Zürich und die Oberrheinischen Städte Basel, Freiburg, Strassburg, Karlsruhe und Mannheim, 2. Aufl. (Erstaufl. 1842), Leipzig: Wilhelm Jurany, 1846, S. 131–133

- Friedrich Salomon Vögelin: Das Leben Ludwig Vogels, Kunstmaler von Zürich, in: Neujahrsblatt der Künstlergesellschaft in Zürich, Nr. 42, Zürich: J. J. Ulrich, 1882, S. 18–21

- Catalogue officiel de l’exposition nationale suisse. Art contemporain, Zürich: O. Füssli, 1883, S. 38, Nr. 629

- Illustrirter Catalog der Kunstausstellung mit Originalzeichnungen ausstellender Künstler und einer aesthetisch-kritischen Studie von Paul Salvisberg, Zürich: O. Füssli, 1883, S. 42, Nr. 629

- Friedrich von Boetticher: Malerwerke des 19. Jahrhunderts, Dresden: Fr. v. Boetticher's Verlag, 1895–1901, S. Bd. 2, 936, Nr. 11

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel. Catalog der Gemälde, Handzeichnungen und plastischen Werke, Basel: Schweighauser, 1898, S. 84, Nr. 304

- Schweizerisches Künstler-Lexikon, 4 Bde., Frauenfeld: Huber, 1905–1917, S. Bd. 3, 395

- Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart, Hrsg. Ulrich Thieme und Felix Becker, 37 Bde., Leipzig: Seemann, 1907–1950, S. Bd. 34, 485

- Öffentliche Kunstsammlung in Basel, Katalog, Basel: Birkhäuser, 1908, S. 143, Nr. 632

- Öffentliche Kunstsammlung Basel. Katalog, 3. Aufl., Basel: Birkhäuser, 1910, S. 145

- Paul Ganz: Aus dem Geschenkbuch der Öffentlichen Kunstsammlung, in: Öffentliche Kunstsammlung in Basel, Jahresbericht 1912, Nr. 65, N.F. 9, Basel: Birkhäuser, 1913, S. 30–74, S. 66

- Franz Zelger: Heldenstreit und Heldentod. Schweizerische Historienmalerei im 19. Jahrhundert, Zürich/Freiburg im Breisgau: Atlantis Verlag, 1973, S. 33–34, Abb. 8, S. 56

- Beat Suter: Arnold Winkelried. Der Heros von Sempach. Die Ruhmesgeschichte eines Nationalhelden (Geschichtsfreund. Beiheft Nr. 17), Stans: Joseph von Matt, 1977, S. 249–250

- Barbara Helbling: Der Held von Sempach, in: Neue Zürcher Zeitung, 29./30. Juli 1978

- Franz Zelger: Ludwig Vogel – ein Maler aus dem Kreis der Nazarener, in: Neue Zürcher Zeitung, 27. Juli 1979, 25–26, S. 26

- Heinrich Thommen: Gedanken zur Ikonographie im Werk des Zürcher Malers Ludwig Vogel (1788–1879), in: Unsere Kunstdenkmäler, Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bd. 32, 1981, S. 406–421, S. 410

- Heinrich Thommen: "Die Eidgenossen bei der Leiche Winkelrieds". Ein Historienbild von Ludwig Vogel, in: Arnold von Winkelried. Mythos und Wirklichkeit. Nidwaldner Beiträge zum Winkelriedjahr 1986, Stans: Historischer Verein Nidwalden, 1986, S. 113–163, Abb. Cover, S. 137

- Mythos der Geschichte. Johann Caspar Bosshardt 1823–1887. Historienmaler aus Pfäffikon in München, Ausst.-Kat. Heimatmuseum Pfäffikon, 4. Sept. – 18. Okt. 1987, Hrsg. Peter Jezler, Elke Jezler und Christine Jenny, Pfäffikon: Antiquarische Gesellschaft, 1987, S. 18–23, Abb. 20

- Lukas Gloor: Die Geschichte des Basler Kunstvereins von 1839 bis 1908, in: Die Geschichte des Basler Kunstvereins und der Kunsthalle Basel 1839–1988, Hrsg. Basler Kunstverein, Basel: Kunsthalle, 1989, S. 11–73, S. 27

- Zeichen der Freiheit. Das Bild der Republik in der Kunst des 16. bis 20. Jahrhunderts, 21. Europäische Kunstausstellung unter dem Patronat des Europarates, Ausst.-Kat. Bernisches Historisches Museum, Kunstmuseum Bern, 1. Juni – 15. Sept. 1991, Hrsg. Dario Gamboni und Georg Germann, Bern: Stämpfli, 1991, S. 636–637 (H. Thommen), Nr. 424, Abb. S. 636

- Mythen der Nationen. Ein europäisches Panorama, Ausst.-Kat. Deutsches Historisches Museum, Berlin, 20. März – 9. Juni 1998, Hrsg. Monika Flacke, 1998, S. 452, Nr. CH 3, Abb. S. 381 (farbig), 451 (s/w)

- Emmanuel Bénézit: Dictionnaire critique et documentaire des peintres, sculpteurs, dessinateurs et graveurs, Hrsg. Jacques Busse, 14 Bde., Paris: Éditions Gründ, 1999, S. Bd. 14, 314

- Wolfgang F. Kersten mit Katja Herlach: Kunstwissenschaft und Journalismus (Georges-Bloch Jahrbuch), Hrsg. Kunsthistorisches Institut, Zürich, 15/16 Bde., Berlin: Akademie Verlag, 2011, S. 34, Abb. S. 32

- Im Herzen wild. Die Romantik in der Schweiz, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, 13. Nov. 2020 – 14. Febr. 2021, von Jonas Beyer, mit Beiträgen von Hans Christoph Ackermann, Markus Bertsch, Werner Busch u. a., Hrsg. Zürcher Kunstgesellschaft/Kunsthaus Zürich, München: Prestel, 2020, S. 41, Abb. S. 41